Haben Hunde ein Zeitgefühl?

Haben Hunde ein Zeitgefühl?

Für manches Frauchen oder Herrchen mag es verblüffend sein: Ihr Hund scheint genau zu wissen, wann es Zeit für Fresschen oder einen Spaziergang ist. So mancher Vierbeiner scheint auch genau zu wissen, wann der Besitzer von der Arbeit nach Huse kommt, und wartet schon an der Haustür. Ist das Zufall – oder haben Hunde ein Zeitgefühl?

Inhaltsverzeichnis

Was ist Zeitgefühl eigentlich?

Zeitgefühl ist die Fähigkeit, eine Zeitdauer möglichst genau einschätzen zu können. Also beispielsweise, wie lange eine gewisse Tätigkeit gedauert hat. Oder eben, welche Uhrzeit gerade ist.

Das Problem: Zeit ist relativ – das ist wohl einer der bekanntesten Zitate von Albert Einstein.

Wenn wir Menschen etwas machen, was uns Spaß macht, vergeht die Zeit wie im Fluge. Sitzen wir aber beispielsweise in einem Wartezimmer oder stehen in einer Schlange an, kommen einem 5 Minuten wie eine halbe Ewigkeit vor.

Das Zeitempfinden hängt ebenso mit der Funktion unseres Gehirns zusammen: Je mehr Denkprozesse eine Tätigkeit verlangt, desto langsamer scheint die Zeit zu vergehen.

Der Mensch hat also kein richtig zuverlässiges Zeitempfinden. Je älter wir werden, desto besser können wir Zeit anhand von Erfahrungswerten einschätzen: Wir lernen, wie lange wir für eine bestimmte Tätigkeit benötigen.

Im Endeffekt wären wir ohne das “Werkzeug” Uhr aber nicht in der Lage, Zeiten genau bestimmen zu können.

Wenn also selbst Menschen nur über ein sehr trügerisches und ungenaues Zeitgefühl verfügen – wie ist es dann bei Hunden?

Haben Hunde ein Zeitgefühl?

Die Frage, ob Hunde ein Zeitempfinden haben, ist nicht leicht zu beantworten. Vermutlich haben sie nicht direkt ein genaues Zeitgefühl, ähnlich wie der Mensch.

Natürlich haben Hunde keine Uhr, aber es gibt andere Hilfsmittel, die Sie nutzen. So nutzen Hunde vor allem ihre Menschen und ihre überlegenen Sinnesorgane, um Zeitspannen einigermaßen einschätzen zu können.

Hunde haben einen Biorhythmus

Hunde kennen selbstverständlich den Unterschied zwischen Tag und Nacht. Durch das Schlafhormon Melatonin, welches bei Dunkelheit vermehrt ausgeschüttet wird, werden sie Abends müde.

Hunde schlafen oder dösen zwar auch am Tag viel, trotzdem ist die Nacht auch für sie ihre tägliche Ruhezeit. Natürlich passen sich hier Hunde aber auch an ihre Menschen an, schließlich sind sie Rudeltiere.

Hunde orientieren sich am Tagesablauf des Menschen

Was für den Besitzer manchmal wie ein gutes Zeitgefühl des Hundes erscheint, ist eigentlich nur Routine. Wir merken es oft gar nicht, aber unsere Tage sind meistens gut durchgetaktet und ähneln einander sehr:

Unter der Woche klingelt der Wecker meist zur selben Zeit, Frühstück und Kinder fertigmachen sind in vielen Haushalten direkt nach dem Aufstehen angesagt. Da ist es für einen Hund ein gut durchschaubares Muster, dass auch er sein Futter bekommt, wenn alle Menschen versorgt sind.

Wir Menschen hangeln uns an Uhrzeiten durch den Alltag, und unser Tagesrhythmus ändert sich oft nur wenig. Und Hunde sind aufmerksame und schlaue Beobachter.

So sind sie sogar in der Lage, wöchentlich wiederkehrende Termine im Auge behalten zu können. Wenn es zum Beispiel jeden Dienstag Nachmittag in die Hundeschule geht, dann wird Ihr Hund das am Morgen des Tages bereits wissen.

Auch an unserem Verhalten und unseren Eigenheiten können Hunde kommende Ereignisse oder Aktivitäten voraussagen – das sieht dann so aus als hätten Hunde ein gutes Zeitgefühl. Ein Beispiel: Herrchen kramt schon Minuten vor dem Aufbruch zum mittäglichen Spaziergang in seiner Hosentasche, um sich zu vergewissern, dass er auch den Haustürschlüssel dabei hat. Durch diese Marotte geht der Vierbeiner einfach schonmal zur Haustür und setzt einen erwartungsfreudigen Blick auf.

Hunde lernen also unsere tägliche Routine und achten auf Muster und Signale im Verhalten ihrer Menschen, die wir selbst gar nicht mitbekommen.

Haben Hunde ein Zeitgefühl? Hund wartet auf Herrchen
Gleich kommt Herrchen! Manchmal scheint es so, als hätten Hunde ein Zeitgefühl… – Bild: eva_blanco / Shutterstock.com

Überlegene Sinne helfen dem Hund

In Situationen in denen es so erscheint, als könne der Hund eine gewisse Zeitspanne gut einschätzen, stecken in Wahrheit oft die überlegenen Sinne unserer Vierbeiner dahinter.

Der Geruchssinn des Hundes ist eine beeindruckende Fähigkeit, durch die Hunde zum Beispiel die Heimkehr des Menschen voraussagen können. Wie das geht? Wenn der Mensch das Haus verlässt, bleibt sein typischer Geruch im Raum erhalten, verflüchtigt sich aber mit der Zeit und wird schwächer. Mit ihrem feinen Geruchssinn können Hunde diese schwächer werdenen Gerüche einordnen.

Zusätzlich verknüpfen Hunde diese Geruchs-Informationen mit der üblichen Heimkehr des Besitzers. Nach dem Motto: “Nur noch 10% Geruch – Der Zweibeiner kommt gleich von der Arbeit!

Für uns erscheint es dann so, als hätte unser Hund ein gutes Zeitgefühl.

Darüber hinaus hören Hunde auch ca. 5 mal besser als der Mensch. Oftmals rennt ein Hund wie ein Hellseher schon freudig zur Tür, lange bevor sich die Ankunft des erwarteten Menschen für uns wahrnehmbar ist. Womöglich hat der Vierbeiner aber bereits das Geräusch des Autos herausgefiltert – das sind Fähigkeiten, von denen wir nur träumen können!

Wie ist das Zeitgefühl von Hunden, wenn sie alleine sind?

Ob es sich um eine Stunde handelt, oder um drei: Die Rückkehr des Herrchens wird von Hunden ungeduldig erwartet. Die Dauer, die ein Hund alleine bleiben muss, ist für das Tier dabei nicht einschätzbar.

Wie ein Hund auf das Alleinsein reagiert, hängt sehr von seinen Erfahrungen, seinem Charakter und seinem Trainingsstand ab.

Wie lange den Hund alleine lassen?

Kein Hund bleibt gerne allein, egal, ob er über ein Zeitgefühl verfügt oder nicht. Wenn es aber nicht anders geht, zum Beispiel wegen der Arbeit, dann muss der Hund an das Alleinsein gewöhnt werden. Man startet hier mit wenigen Augenblicken, die Dauer wird dann stetig erhöht. Rein technisch gesehnen können Hunde so bis zu 6 Stunden alleine aukommen, optimale Hundehaltung sieht aber anders aus.

Beitragsbild (ganz oben): eva_blanco / Shutterstock.com

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